Grün reguliert das Klima in der Stadt
Klimakonferenz: Grün bremst die Erwärmung
Städte und Menschen in Deutschland werden hierzulande mit gravierenden Veränderungen durch den Klimawandel rechnen müssen. Städte nehmen bekanntlich nur zwei Prozent der globalen Landfläche ein, jedoch gibt es weltweit einen anhaltenden Zuzug in die Ballungsräume. Schon heute leben rund drei Viertel der Menschen Europas in Städten – Tendenz steigend. Die Luft ist durch höhere CO-2 Gehalte sowie Feinstäube und andere Schadstoffe infolge von Emissionen des Straßenverkehrs sowie durch den Ausstoß von Heizungs- und Industrieanlagen belastet. Dazu kommen höhere Durchschnittstemperaturen als im Umland und weitere stadtspezifische Klimaextreme. Globale Prognosen gehen davon aus, dass bis 2050 fast 70 Prozent der dann über neun Milliarden Menschen in Städten leben werden. Unter Status-quo-Bedingungen hätte dies auf das Klima in den Städten eine verheerende Auswirkung. Umso wichtiger ist für alle städtischen Planungsvisionen eine städtische Infrastruktur mit lebendigem Grün.
Think global, plan regional, act local
Die Welt blickt derzeit nach Paris zur 21. UN-Klimakonferenz. Vertreter der Mitgliedsstaaten werden versuchen, ein neues Klimaabkommen aufzusetzen, das 2020 das bisher eingesetzte Kyoto-Protokoll ablösen soll. Das erklärte Ziel ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad über dem Temperaturdurchschnitt vorindustrieller Zeit. Unvermeidbar und irreparabel sind jetzt schon Schäden durch die Erderwärmung. Dies geht aus einer Studie zur Verwundbarkeit Deutschlands durch den Klimawandel hervor, die das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und Bau zusammen mit dem Umweltbundesamt und dem Deutschen Wetterdienst vorgestellt hat. So wird bis zur Mitte des Jahrhunderts die Gefahr von Hochwassern oder Hitzewellen stark zunehmen. Insbesondere die Ballungsgebiete um Berlin, München, Rhein-Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet müssen sich auf vermehrte Hitzewellen einstellen.
„Mit BUGA und IGA stoßen wir einen breiten Dialog über den Stellenwert von Grün- und Freiflächen in unseren Städten an. Nur gezielt gestaltet sind sie klimawirksam. Wir müssen uns darüber austauschen, wie es in Zeiten knapper Kassen gelingen kann, bestehendes Grün zu erhalten und wo möglich neue Grünflächen auf innerstädtischen Brachen zu entwickeln und vorhandenes Grün aufzuwerten" - das ist die Überzeugung von Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG).
„Die prognostizierte Zunahme von Hitzewellen in den Städten bis 2050 zeigt, dass es jetzt mehr denn je notwendig ist, mit Stadtgrün gegen den Klimawandel vorzugehen. Die Städte müssen klimasicher geplant und gestaltet werden. Dazu gehört auch, die klimarelevanten Effekte von lebendigem Grün für das Stadtklima in der Stadtentwicklung stärker zu nutzen“, so August Forster, Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. „Angesichts der Tatsache, dass Bäume, Parks und Gärten, also städtische Grünflächen, gerade mal neun Prozent der Siedlungsfläche ausmachen, besteht hier dringender Handlungsbedarf“, fügt Forster an.
Nach Auffassung des Branchenverbandes der Landschaftsgärtner wird in den bisherigen Diskussionen um klimawandelgerechte Städte der Fokus immer noch zu sehr auf technische Lösungen gesetzt. Dabei könnten mit mehr Grün in den Städten natürliche Möglichkeiten zur Reduzierung von CO2 und Feinstaub geschaffen werden. „Aus diesem Grund sind wir alle gefordert, Politiker, Experten und die Bevölkerung, angesichts der zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels, neue Wege zu denken, um unsere Städte klimasicher zu gestalten. Dazu gehört selbstverständlich auch dem Stadtgrün in der Stadtentwicklung einen höheren Stellenwert zu geben – zumal „grüne“ Lösungen oft auch kostengünstiger sind als aufwendige technische Lösungen“, erklärt August Forster, der in diesem Zusammenhang besonders auf den aktuellen Weißbuch-Prozess setzt. Das für 2017 angekündigte Weißbuch „Stadtgrün“ soll durch konkrete Handlungsempfehlungen und Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigen, wie Grünanlagen intelligent in Städte integriert werden können. „Wenn alle beteiligten Akteure aus Politik, Wissenschaft, Gartenämtern, Landschaftsarchitekten und Verbänden in diesem Prozess das Lösungspotential von Stadtgrün in der integrierten Stadtentwicklung anerkennen, könnten aus den Handlungsempfehlungen Maßnahmen für die Kommunen abgeleitet werden, die die Klimaanpassung der Städte nachhaltig verbessern und damit auch gleichzeitig die Lebensqualität für die Bevölkerung erhöhen“, ist Forster überzeugt.
Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft und ihr Beitrag zum Klimaschutz
Gartenschauen, die neues Grün in der Stadt schaffen, oder Vorhandenes restaurieren und aufwerten sind dazu ein perfektes Medium. Und, was man sich immer wieder klar machen muss: mit dem stadtplanerischen Instrument Gartenschau werden mindestens 50 Hektar Grün entwickelt. Eine 6-monatige BUGA oder IGA macht Bürgern wie Besuchern jeder ausführenden Stadt bewusst, wie wertvoll Grün für Generationen ist. Für Kälteschneisen, als Feinstaub- und UV Filter. Zur Abschattung und zur Minderung von Temperaturextremen und der Absorption und Filterung von Luftschadstoffen. Wasser wird gebunden und geleitet – mit der Abflussrückhaltung von (Spitzen-)Niederschlägen aufgrund von Flächenentsiegelung und neu geschaffenen Grünanlagen. In jeder BUGA Stadt wird auch das Straßenbegleitgrün erneuert und die Dach- und Fassadenbegrünung von Firmen- und privatem Hauseigentum angestoßen.
Für ein besseres und gesünderes Leben in der Stadt – und Region. Die Lobby der Grünen Verbände drängt zurecht darauf, die grüne Infrastruktur der Kommunen mit Parks und grünen Freiflächen sowie Straßen- und Alleebäumen als direkt wirksame Instrumente zur lokalen Klimaverbesserung und damit zur Gesundheit der Menschen vor Ort zu thematisieren. Zukünftige Modellentwicklungen für junge, grüne Stadtquartiere in denen genau das mit BUGA und IGA realisiert wird, entstehen 2017 in Berlin, 2019 mit der Bundesgartenschau in Heilbronn und 2021 mit einer BUGA in Erfurt.