Zeitgenössische Kunst auf der Internationalen Gartenausstellung Berlin 2017
Sichten einer Landschaft – Wie verändert sich Stadt an ihren Rändern? In einem kuratierten Prozess entwickelten international renommierte Künstlerinnen und Künstler aus Anlass der IGA auf den Ort abgestimmte Arbeiten. Gefragt war die künstlerische Auseinandersetzung mit drängenden urbanen Fragestellungen am Rande der Metropole Berlin. Heute stellten IGA-Geschäftsführerin Katharina Langsch und Katja Aßmann, Kuratorin der IGA-Kunst und designierte Direktorin des neuen Zentrums für Kunst und öffentlichen Raum im Schloss Biesdorf, erstmals einige IGA-Kunstprojekte vor Ort vor.
Die bis zur Eröffnung der IGA umzusetzenden Arbeiten wenden spielerische und partizipative Ansätze an. Gleichwohl stellen sie Fragen zu Architektur und Stadtplanung, beschäftigen sich mit den Gegensätzen von Natur und Kultur, Öffentlichem und Privatem und mit der Geschichte des Ortes. Sie laden die Gäste der Gartenausstellung zum Verweilen ein und fügen sich – mit Leichtigkeit und oftmals überraschend – in fast alle Ausstellungsbereiche ein.
IGA-Geschäftsführerin Katharina Langsch: „Schon mit Beginn unserer Planungen für die IGA in Marzahn-Hellersdorf war sichtbar, dass dieses vielfältige Areal förmlich zu künstlerischen Interventionen auffordert. Die IGA- Gäste werden wie beiläufig mit der Kunst in Berührung kommen auf ihren Spaziergängen über das Gartenschaugelände und dann staunend neue und interessante, nachdenkliche und vor allem heitere Erlebnisse mit nach Hause nehmen.“
Kuratorin Katja Aßmann: „Bereits im Sommer 2013 haben international renommierte Künstlerinnen und Künstler aus Berlin und der Welt auf Einladung der IGA die großartige Möglichkeit bekommen, neue ortsspezifische Arbeiten zu produzieren. Der langjährige und stete Dialog zwischen der IGA und den Künstlerlinnen und Künstlern im kuratierten Kunstverfahren hat herausragende und relevante künstlerische Ideen hervorgebracht. Relevant für das Landschafts-Erlebnis der IGA-Besucher und die Einbindung der Anwohner aus dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf.“
Martin Kaltwasser „Los-Angeles-Garten“
Martin Kaltwasser (DE) reiht seinen „Los-Angeles-Garten“ fast augenzwinkernd in die Internationalen Gartenkabinette der IGA ein, die herausragende Gartenentwürfe aus aller Welt zeigen. Er entwarf einen Los Angeles Garten, der sich kritisch mit der Verdrängung von Natur in Städten auseinandersetzt. Der international profilierte Künstler stellt dies durch eine detailgetreu nachgebaute winzige Garteninsel aus der US-amerikanischen Stadt dar, die von Asphalt und parkenden Fahrzeugen umgeben ist. Die Fundamente für das Kunstwerk sind bereits eingelassen.
Jeppe Hein „Mirror Labyrinth“
Für die IGA Berlin 2017 entwarf der Wahlberliner Jeppe Hein (DK) ein fast 10 x 10 Meter großes begehbares Spiegellabyrinth. Der Künstler greift mit seinem „Mirror Labyrinth“ eines der ältesten Gestaltungselemente der europäischen Gartenkunst auf und interpretiert es neu. Fasziniert von dem Abbild der Welt, das Spiegel reflektieren, spielt er in seinen Spiegelinstallationen mit dem Phänomen des Sehens und baut neue Bilder von Wirklichkeiten zusammen. Die Installation auf der Wiese, ganz in der Nähe des Besucherzentrums am Blumberger Damm, wird das erste öffentlich zugängliche Werk des renommierten Künstlers in Berlin.
Anna Rispoli „A Living Fairy Tale”
Anna Rispoli (IT) hat eine künstlerische Arbeit formuliert, die die Märchenfiguren des Berliner Bildhauers Gorch Wenske in den „Gärten der Welt“ zum Ausgangspunkt nimmt, um den Dialog mit den Menschen vor Ort zu suchen. Die Märchenfiguren sind dabei symbolisch als stumme – und bei den Gästen sehr beliebte – Zeugen der Entstehungsgeschichte der Gärten der Welt zu verstehen, die mit den Lebensgeschichten der Stadtbewohner verwoben sind. Ab Herbst lässt die Künstlerin einzelne Märchenfiguren durch den Bezirk „reisen“. Zur IGA wird Anna Rispoli die Märchenfiguren die im Bezirk aufgelesenen Geschichten und Erinnerungen als „A Living Fairy Tale” erzählen lassen.
Die Arbeiten von Jeppe Hein (DK), Martin Kaltwasser (DE) und Anna Rispoli (IT) werden dauerhaft in den „Gärten der Welt“ verbleiben und mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin gefördert.
Seraphina Lenz „Anspiel“
Die Bildhauerin Seraphina Lenz (DE) interpretiert Skulpturen als soziale Aktionen. Dabei bindet sie die Stadtbewohnerschaft aktiv in die gestalterische Arbeit ein. Im Rahmen der IGA bringt sie die temporäre Performance „Anspiel – Heranzoomen und scharfstellen“ mit Laien zur Aufführung, bei der sie die Begegnung der Berlinerinnen und Berliner mit Veränderungen untersucht.
In den vergangenen Monaten recherchierte sie bereits in einem Frisiersalon, in Cafés und auf den Straßen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Die gesammelte Bilder, Filmsequenzen, Tonaufnahmen und Texte, dienen im weiteren Prozess als Arbeitsgrundlage für die Aufführungen während der IGA. Die Castings beginnen im September.
Weitere Arbeiten von Erik Göngrich, Jeanne von Heeswijk,
Janet Laurence und Michael Sailstorfer
Vier weitere temporäre Arbeiten aus dem von Katja Aßmann kuratierten Verfahren von Erik Göngrich (DE), Jeanne von Heeswijk (NL), Janet Laurence (AUS) und Michael Sailstorfer (DE) sollen zur IGA entstehen. Die Ideen beziehen sich auf Interventionen am Kienberg, an den neuen Kienbergterrassen und im IGA-Campus. Mit Eröffnung der IGA wird Kunst und Kultur im gesamten IGA-Gelände verankert sein.
Der Weg zum Kienberg – ein Klangerlebnis
Gemeinsam mit der Stiftung NaturTon, einer Initiative von Musikerinnen und Musikern der Staatskapelle Berlin, bringt die Grün Berlin GmbH zudem ein außergewöhnliches Klangkunstprojekt auf den Weg. Der in Berlin lebende Klangkünstler Georg Klein gewann 2015 einen dafür ausgelobten Ideenwettbewerb und wird das interaktive Projekt „Grün Hören“ inszenieren. Dabei bringen die IGA-Gäste selbst das Kunstwerk zum Klingen, indem sie die Tälchenbrücke auf dem Weg zum Kienberg betreten und plötzlich umgeben sind von Klängen aus „Hörbäumen“. Diese Arbeit verbleibt nach Ende der IGA in den Gärten der Welt.