Pflanzen aus allen Weltregionen

Der Botanische Garten in Bonn liefert viele Inspirationen – nicht nur für Fachbesucher

Hier in Bonn werden rund 10.000 verschiedene Pflanzenarten im Freiland und in den Gewächshäusern kultiviert. Oft in einer Sortenvielfalt, die den Sammler - gleich ob von Kakteen, Farnen, Wasserpflanzen oder Rosen - gleichermaßen begeistert. Mit seiner wertvollen Sammlung unterstützt der botanische Garten die dringend notwendige Erforschung der Vielfalt und arbeitet für die Erhaltung bedrohter Arten und Nutzpflanzensorten. Das Nees-Institut für Biodiversität an der direkt angrenzenden Universität Bonns ist thematisch und personell sehr eng mit den Botanischen Gärten verbunden. Es nutzt die Sammlungen besonders intensiv. Seit vielen Jahren werden hier Pflanzen unter anderem als Vorbild für technische Anwendungen erforscht (Bionik). Weltbekannt ist der „Lotus-Effekt®“ der sich aus der Oberflächenspannung des Wassers auf besonders glatten Lotusblättern ableiten ließ – und nun für selbstreinigende Oberflächen steht. Nicht weniger sensationell ist der „Salvinia®-Effekt”: Ausgangspunkt der Forschung dazu ist der Schwimmfarn Salvinia, der auch unter Wasser noch 14 Tage überleben kann – so lange, bis das Luftpolster über seinen Blättern aufgebraucht ist. Mikroskalische Wachskristalle zwischen den Haaren auf seinen Blättern binden die Luft unter Wasser. Nun könnte dieser Effekt den Treibstoffverbrauch von Containerschiffen drastisch senken. Außerdem können mit Textilien, die der Oberfläche von Salvinia molesta nachgebaut wurden, Ölfilme auf dem Wasser rasch entfernt werden. Aus dem Viktoriagewächshaus von Bonns botanischem Garten kommt auch die Erkenntnis, wie man Lasten besser verteilen kann: die Riesenblattseerose zeigt eine beeindruckende Netzstruktur auf der Blattunterseite: sie nimmt zum Beispiel - gleichmäßig verteilt – bis zu 90 kg Sand pro Blatt auf. Die riesigen Blätter sind perfekte Leichtbaukonstruktionen. Im 19. Jahrhundert waren sie Konstruktionsvorbild für große Glasdächer (z.B.  Kristallpalast in London). Und hier kreuzen sich gerade die Interessen: Seerosen – besondere ihrer Art kann man sind seit der diesjährigen BUGA auch in Mannheim bewundern. Einen Plan und eine Liste der Schönen haben wir Ihnen im Marginalrand dieser Site zusammengestellt.

Soviel zur Forschung, von der der Besucher durch Schautafeln Hinweise erfährt. Auch der älteste Gartenteil, der Schlossgarten ist seit 1818 (Gründung der Uni) eine wissenschaftliche Gartenanlage. Sie geht auf den historischen, kurfürstlichen Garten rings um das Poppelsdorfer Schloss zurück. Das Arboretum zeigt außerordentliche Baum – und Farn-Solitäre und viele Exoten, dann aber auch Biotope des Rheinlands. Eine Fülle von Anregungen finden wir hier für unsere eigenen Schaugärten und Ausstellungen zu Klimabäumen auf Bundesgartenschauen und Internationalen Gartenausstellungen. Zum Beispiel in den neuen Anlagen mit trockenresistenten Pflanzen und Sträuchern in Kombination mit Nutzpflanzen wie der Hirse.

Pflanzenvielfalt sammeln – verstehen – erleben – erhalten!

Das Victoriahaus beherbergt die Giganten: Amorphophallus gigas, Titanwurz, der mehr als 3,5 Meter hoch werden kann, und Amorphophallus titanum, der den größten Blütenstand der Welt hat. Auch die Riesenseerose Victoria cruziana trägt ihren Namen wegen ihrer enormen Blätter zu Recht. Die Dimensionen der Riesen-Seerose sind wahrlich gigantisch. Ihre Blüten, die einen Durchmesser von bis zu 40 cm erreichen, bestechen nicht nur durch ihre Größe. Auch die Art und Weise, wie die Riesen-Seerose blüht, ist sehr ungewöhnlich: Ihre Blüten öffnen sich in der Regel am Abend, und im letzten Licht des endenden Tages leuchten ihre elfenbeinweißen Blütenblätter für nur wenige Stunden, bevor sich die Blüte wieder schließt. Am Nachmittag des nächsten Tages öffnet sich die Blüte abermals in einem zarten Rosa, bis sie sich abends endgültig schließt. Danach neigt sich die Blüte mit ihrem stacheligen Fruchtknoten ins Wasser, worin die erbsengroßen Samen heranreifen. Mit schierer Größe fasziniert auch Aristolochia grandiflora, die Pfeifen- oder Pelikanblume, die sehr große trichterartige Blüten aufweist. Sie sind bis 40 cm breit und mit einem lang ausgezogenen Zipfel bis zu einem Meter lang. Mit trüber Farbe und starkem Aasgeruch lockt sie Schmeißfliegen an, die im Inneren der Blüte für eine Weile gefangen werden. Sie kommen später mit Pollen beladen frei, um weitere Pflanzen zu bestäuben.

Warm und feucht - so mögen es Palmen und Farne, wie der Bootfarn oder Riesenfarn (Angiopteris erecta). Alles an ihm ist riesig: Die Blattstiele können dick wie Oberschenkel werden, die Blätter werden bis zu sechs Metern lang. Bootfarne gehören in eine eigene Farngruppe, die schon seit 300 Millionen Jahren existiert, wie man von fossilen Funden weiß. Auch die Palmfarne sind in dieser Zeit entstanden. Im Mittelbeet steht ein großer Cycas rumphii (Rumpfs Sagopalmfarn). Obwohl der deutsche Name "Palmfarn" es sagt, hat er weder etwas mit Palmen noch mit Farnen zu tun. Cycadales-Arten, Palmfarne, sind entfernt mit den Nadelbäumen verwandt. Sie sind eine eigenständige Pflanzengruppe. Feucht und warm mögen es auch die Bananenstauden. Der "Stamm" der Banane besteht aus aufgerollten Blättern. Mit einem Taschenmesser kann man ihn leicht durchschneiden. In ihrer Heimat werden die Bananen durch Fledermäuse bestäubt. 

Inspirationen für Gewächshäuser auf BUGA und IGA

Immer wieder haben wir voneinander profitiert – zuletzt auf der IGA Berlin 2017, auf der wir eine Tropenhalle mit einem balinesischen Garten bauten. Dann 2019 in Erfurt, wo ebenfalls ein Gewächshaus ganz neuen Typs entstand: das Tropen- und Urwaldhaus Danakil. Wechselseitig profitieren aber auch unsere Besucher. So schauen Sie ruhig mal wieder in einen botanischen Garten – oder besuchen Sie Parks mit einem Arboretum -  einer Sammlung seltener Bäume – oder Spezialsammlungen von Kakteen, Kamelien oder Seerosen - meist haben die alten Gärten, die neuen und alten Glaspaläste einen Zauber, der sich allen Generationen erschließt und immer auch einen hohen Entspannungsfaktor bietet.

Hier kommen Websiten, die Ihnen Spaß machen könnten:

https://bo.berlin/

https://www.gaertenderwelt.de/welt-entdecken/themengaerten/balinesischer-garten/

https://www.botgart.uni-bonn.de/de/botanische_gaerten

https://www.egapark-erfurt.de/pb/egapark/Home/der-egapark/danakil?gclid=EAIaIQobChMImszh9OzDggMVPpODBx2NWQEhEAAYASAAEgLBD_D_BwE

https://www.luisenpark.de/