Planerin Jaugstetter im Glück: die BUGA vor der Haustür

Bettina Jaugstetter plant mit ihrem Büro für Landschaftsarchitektur in Weinheim öko-logische und standortgerechte, moderne Außenanlagen im naturalistischen Stil. Die BUGA Mannheim 2023 ist ihre erste Bundesgartenschau. Wir befragten Sie anlässlich einer ersten Staudenpflanzung auf einem der 13 Beete im Stadtbild über ihre Wechselflor-Zusammenstellungen.

Sie sind zum ersten Mal an einer BUGA beteiligt. Wie kam es dazu?

Die BUGA ist ja quasi vor meiner Haustür. Ich lebe in Weinheim und hatte Lust, dabei zu sein. Eigentlich arbeite ich vorwiegend mit Stauden, aber da es auf dem Spinelli-Gelände zunächst nicht so viele Möglichkeiten gab, habe ich auch beim Wettbewerb für den Wechselflor teilgenommen. Jetzt gestalte ich den Eingangsbereich sowie den Bereich „Nahrung“ im Experimentierfeld, 13 Beete mit insgesamt 3000 Quadrat-metern, außerdem Staudenbänder an den Hauptachsen.

Wie sind Sie an die Planung eines so großen Projekts herangegangen?  

Es war toll! Das ist mein erster Wechselflor. Ich habe zwar ursprünglich Zierpflanzenbau gelernt, aber bisher nicht damit zu tun gehabt. Ich habe Tonnen von Katalogen bestellt, und ganz old school Bilder von den Pflanzen ausge-schnitten. Die habe ich nach Farben und Kategorien aufgehängt und mir Themen überlegt.  So habe ich eine Planungsstrategie mit Gerüstbildnern, Begleitpflanzen und Bodendeckern entwickelt. Das war schön für mich,
ich konnte das gesamte Sortiment ausprobieren! Denn das soll ja gezeigt werden bei der Bundesgartenschau.

Was können wir im Willkommensbereich erwarten?

Im südlichen Bereich werden es vor allem trockenheitsverträgliche Pflanzen sein, zur U-Halle hin wird es dann immer üppiger und tropischer. Ich möchte ein Transsekt zeigen, einen Verlauf von mehr oder weniger trocken-heitsangepassten Pflanzungen zu üppigen, saftigen ehr tropisch anmutenden Beeten. Ich habe die Pflanzen nach den Standortbedingungen ausgewählt und im zweiten Schritt nach den Farben. Bei den klimaresistenten Pflanzen überwiegen helle, kühle Blau- und Rosatöne und silbriges, graues Laub, zum Beispiel bei Gräsern, Euphorbien. Im tropischen Bereich dominieren klare Farben, da sind es auch üppigere, größere Pflanzen. Die Vorgabe der BUGA war: ‚Es muss knallen!‘

Wie gestalten Sie den Wechselflor-Bereich zum Thema „Nahrung“?

Dort geht es mir um die Nahrungsmittelproduktion. Und um die Herkunft von Nahrungsmitteln, die wir heute verwenden, wenn wir zum Beispiel arabisch oder thailändisch kochen. Ich möchte die verschiedenen Kulturkreise zeigen, aus denen diese Nahrungsmittel stammen. Asien wird durch zarte Pflanzen mit kleinen Blüten repräsen-tiert, Südamerika durch knallige, poppige Farben und mit großen Blüten, Europa zum Beispiel mit Kräuter- und Gewürzpflanzen in gedeckteren Farben. Es gibt Unterschiede, aber auch Verbindendes. Überall bilden Kohlen-hydrate die Grundlage – in Asien ist es Reis, in Südamerika Mais, in Europa das Getreide. Gemüse selbst integriere ich nur exemplarisch, zum Beispiel Stangenbohnen. Für mich hat so eine Fläche einen edukativen Charakter, ich möchte gerne vermitteln, dass wir nicht alles als selbstverständlich und verfügbar ansehen.

Was hat es mit den Staudenbändern mitten im Beton auf sich?

Das war mein erster Auftrag bei der BUGA. Auf dem Spinelli-Gelände gibt es 350 Meter lange Achsen, Betonstraßen, die zehn Meter breit sind. Meine Idee war es, sie zu öffnen. Das habe ich gemeinsam mit GROW Landschaftsarchitektur, die den Bereich geplant haben, entwickelt. Wir haben Beton herausgeschnitten um Beete anzulegen. Es ist modulartig aufgebaut mit 15 bis 30 Meter langen Abschnitten, in denen sich die Pflanzmodule wiederholen. Ich habe auch drei Unter-Module pro Farbtyp entwickelt. Alles ist ein Flow, aber wenn man genau hinschaut, sieht man, dass zum Beispiel in einem Farb-Modul an einer Stelle der Penstemon ‘Husker‘s Red‘ steht, an einer anderen Stelle die Sorte ‘Pocahontas‘ und im nächsten Modul ‘Dark Towers‘. Für die Achsen habe ich unter-schiedliche Farbthemen gewählt, zur besseren Orientierung auf dem Gelände: Gelb, Blau und Rosa. Davon können sich die Besucher*innen leiten lassen.

Diese Bänder bleiben nach der Bundesgartenschau erhalten?

Ja. Aus dem Grund habe ich vorwiegend Arten verwendet, die in der Region vorkommen und die nicht invasiv sind, zum Beispiel Aster amellus. Ich möchte den Menschen zeigen, was man auch bei Hitze und Trockenheit pflanzen kann, welche stresstoleranten Stauden – und auch einige Gehölze - auf dem Markt sind.

Es ist Ihre erste BUGA. Stauden und Zwiebeln wurden im Herbst gepflanzt, der Wechselflor ist gerade erst in die Erde gekommen. Wie lautet Ihr Zwischenfazit?

Ich bin total happy, dass ich die Möglichkeit habe, meine Pflanzungen bei einer Bundesgartenschau zu präsentieren. Und ich bin stolz, dass man mir das Vertrauen entgegengebracht hat! Es ist aber auch eine Herausforderung, denn am Eröffnungstag muss alles fertig sein und die Pflanzungen sollen sechs Monate lang attraktiv bleiben und funktionieren. Die Besucher*innen sollen sich freuen und auch Erkenntnisse für die eigene Verwendung mitnehmen. Aber eine BUGA zeigt auch die Arbeit der Gärtner*innen, die Kulturleistung und Kultivierungsleistung des Gartenbaus. Ich arbeite sonst mit Stauden, sehe aber schon die Notwendigkeit, auch Wechselflor zu zeigen. In den Pflanzungen präsentieren wir Kulturgut. Es gehört sehr viel Fachwissen dazu, neue Sorten zu züchten. Ich möchte, dass man erkennt, dass der Gartenbau auch mit der Zeit geht. Es wird annähernd torffrei und ressourcenschonend gearbeitet.

Was bedeutet die Zusammenarbeit mit einer BUGA für Sie als Unternehmerin?

Ich stecke viel Arbeit hinein, die Planung ist sehr aufwendig. Man braucht auch viel Erfahrung. Aber ich hatte große Lust dazu und bin froh, dabei zu sein. Es macht Spaß und ich freue mich, meine Arbeit präsentieren zu können. Wenn das jetzt kein totales Fiasko wird, kann ich mir schon vorstellen, an einer weiteren Gartenschau teilzunehmen.

Fotorechte: Bettina Jaugstetter, Weinheim