Karl Foerster – Neue Wege – Neue Gärten

Blühfreudige Stauden und Ziergräser sind in unseren Gärten heute ganz selbstverständlich.
Das war nicht immer so. Eingeführt hat sie der Potsdamer Gärtner, Staudenzüchter, Garten-Schriftsteller und Garten-Philosoph Karl Foerster. Aus Anlass seines bevorstehenden 150. Geburtstags widmet ihm das Potsdam Museum eine Sonderausstellung, die seine vielfältigen Facetten abbildet.

Für Karl Foerster (1874-1970) waren Pflanzen Individuen und keine Farbtupfer auf Beeten. Das Ziel des berühmten Gärtners war es bei geringster nötiger, aber kontinuierlicher Pflege, die größtmögliche Schönheit zu sichern. Foersters Züchtungen verbesserten die Stabilität und das Wachstum der Pflanzen einerseits, verringerten die Anfälligkeit für Krankheiten, Dürre- und Frostschäden andererseits. Ihm gelangen etwa 370 Neuzüchtungen winterharter Blütenstauden, allen voran Rittersporn und Phlox. Etwa ein Drittel davon ist heute noch im Handel. Kurz: Kaum ein Garten ohne Foersters Saat! In 27 Büchern hinterließ er ein immenses Gartenwissen.

Nichts gedeiht ohne Pflege

So lautete sein Credo, das er auch seinen zahlreichen aus Deutschland und schon damals aus dem Ausland kommende Auftraggeber für Gärten und Parkanlagen mit auf den Weg gab. Zur Blüte kamen seine Schau- und Experimentiergärten ab 1910: in diesem Jahr verlegte Karl Foerster seine Gärtnerei von Berlin-Westend nach Potsdam-Bornim. Auf dem Ackergelände "Am Raubfang" wurde 1911 das Wohnhaus der Familie Foerster errichtet. Darum herum legte er seinen Hausgarten an, der auch gleichzeitig als Lehr- und Schaugarten diente. Zu der heute noch inspirierenden Anlage zählt der weltberühmte Senkgarten - eine Anlage, die über kleine Pflanzenstufen und Treppchen hinunter zu einem Gartenteich führt. Mit seiner Länge von 45 Metern, einer Breite von 25 und einer Tiefe von unter zwei Metern ist der Senkgarten das Herzstück des Gartens. Ergänzt wird es durch einen Steingarten, ein Herbstbeet und den sogenannten Frühlingsweg.

Vordenker moderner Gärten

1927 heiratete Karl Foerster die Sängerin und Pianistin Eva Hildebrandt - Tochter Marianne wurde 1931 geboren. Nun erzielte auch seine Züchtungen internationales Ansehen: 1932 kamen erste Foerstersche Phlox-paniculata-Sorten in den Handel. Schwierige Zeiten mussten Familie und Gärtnerei jedoch während der Weltwirtschaftskrise in der 1930er Jahren überstehen: Kunden blieben aus, und im Zweiten Weltkrieg musste man Kartoffeln und Gemüse anbauen. Die Arbeiten an Schau- und Sichtungsgärten gingen nebenher weiter. 1941 wurde unter anderem auf Anregung Karl Foersters der öffentliche Schaugarten auf der Potsdamer Freundschaftsinsel eröffnet, der in den letzten Jahren restauriert wurde. Bereits im August 1945 konnte Karl Foerster mit Genehmigung der Sowjetischen Militäradministration erneut einen "Züchtungs- und Forschungsbetrieb winterharter Blütenstauden" betreiben. Das große Motto für Foerster-Gärten lautete: "Es wird durchgeblüht". Zu jeder Jahreszeit sollte der Garten Freude bereiten. In der Folge brachte er insbesondere neue Sorten von Rittersporn, Astern und Gräsern heraus, über die er zahlreiche Bücher schrieb. Zum Teil sind sie heute noch Standardwerke für die Pflanzenver-wendung. Zu den beliebtesten Gräsern aus Karl Foersters Züchtungen gehört das aktuell beliebte Reitgras Calamagrostis acutiflora 'Karl Foerster‘: es ist überaus robust, mit straff aufrechtstehenden Halmen und beliebt, weil es fast das ganze Jahr über dekorativ ist. Übrigens gern auch auf BUGA und IGA.

Zukunft der Anlage

Zwei Jahre nach Karl Foersters Ableben 1970 wurde die Gärtnerei von der DDR-Zentralmacht enteignet. Sie bestand jedoch als "Volkseigenes Gut Bornimer Staudenkulturen" fort. Wohnhaus und Garten, die im Besitz der Familie blieben, wurden 1981 noch zu DDR-Zeiten als "Karl-Foerster-Gedenkstätte" unter Denkmalschutz gestellt. Karl Foersters Tochter Marianne, die nach der Gärtnerlehre bei ihrem Vater als Gartenarchitektin im Ausland tätig war, kehrte 1990 nach Bornim zurück und kümmerte sich fortan um den Erhalt der Anlage. Bis 2010 pflegte sie den Garten ihres Vaters und trug durch ihr umfangreiches Fachwissen zur Entwicklung dieses gärtnerischen Kleinodes in Bornim bei. Um die dauerhafte Bewahrung dieses Kulturdenkmals sicherzustellen, hinterließ Marianne Foerster Haus und Garten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Sie sorgt für Instandhaltungsmaß-nahmen. Zur diesjährigen Ausstellung finden auch ausnahmsweise Führungen statt. Vier Räume nutzt das Museum und zeigt Leben, Wirken und weitreichende Einflüsse „bis nach Neuengland und Japan“. Der „Zauber-garten“ wurde zur Bundesgartenschau 2001 rekonstruiert und ist seither eintrittsfrei zu besuchen.